Von Aufgaben und Problemen – Die Kreisrätin Gertrud Eichinger in Gespräch mit Karola Eibl

VonKarola Eibl

Von Aufgaben und Problemen – Die Kreisrätin Gertrud Eichinger in Gespräch mit Karola Eibl

Es gibt keine Probleme, nur Aufgaben, heißt es so schön. Aber versuchen Sie mal den Wahlzettel für den Kreistag in der Wahlkabine auseinanderzufalten. Da wird aus der Aufgabe doch ganz schnell ein Problem. So viele Kandidatinnen und Kandidaten, die man alle einzeln wählen kann. Ganz schön schwierig. Und – ganz ehrlich – wer weiß schon, was der Kreistag so alles macht?

Fragen wir doch einfach bei Gertrud Eichinger nach, unserer langjährigen Finsinger Kreisrätin

Gertrud, kannst du ganz kurz und knapp erklären, was der Kreistag eigentlich ist?

Ganz einfach: Die Volksvertretung des Landkreises, in unserem Fall also des Landkreises Erding. Der Kreistag bildet die zweite kommunalpolitische Ebene. Hier werden Aufgaben übernommen, die die einzelnen Gemeinden nicht bewältigen könnten.

Welche Aufgaben sind das? Kannst du uns Beispiele nennen?

Der Kreistag beschäftigt sich mit Fragen wie z.B.: Wollen wir ein Krankenhaus in gut erreichbarer Nähe? Sollen unsere Kinder gute weiterführende Schulen besuchen können? Und mit Bussen dort hin- und zurück gebracht werden? Wird unser Müll passend entsorgt? All das wird von ehrenamtlichen Kreisrätinnen und Kreisräten politisch beraten und entschieden

  • Gertrud Eichinger war in den bisherigen drei Perioden in folgenden Ausschüssen ordentliches Mitglied:
  • Bildungs-Ausschuss, Kreisausschuss,
  • Ausschuss für Klima, Natur, Struktur, Umwelt und Verkehr,
  • stellvertretend im Krankenhaus-Ausschuss und Rechnungsprüfungsausschuss.
  • 2014 bis 2020 weitere Stellvertretende Landrätin

Und um die Finanzierung all der Dinge kümmert sich dann der Landrat als Geschäftsführer?

Ja, schön wär’s. Ganz so einfach ist es nicht. Die Finanzierung muss natürlich VOR der Entscheidung von den Kreisräten und Kreisrätinnen mit bedacht und beraten werden.

Ach ja, die Kreisumlage …

Genau, die war ja auch schon mal Thema im „Ohrwurm“. Und es stimmt, die Kreisumlage ist hier im Landkreis mit über 53% nicht gerade niedrig. Das ist das Geld, das die einzelnen Städte und Gemeinden an den Landkreis zur Bewältigung all der Aufgaben, die ich vorher genannt habe, bezahlen.

Puh, ist wirklich heftig. Die Gemeinden haben ja auch noch ihre kommunalen Aufgaben zu erfüllen.

So ist es. Deshalb spielen bei den Beratungen im Kreistag immer Einsparmöglichkeiten eine wichtige Rolle.

Konkret?

Konkret muss z.B. darüber beraten werden, ob im Erdinger Krankenhaus evtl. Abteilungen mit Freising oder Ebersberg zusammengelegt werden können. Oder beim ÖPNV, den wir grundsätzlich gerne vorantreiben wollen, müssen wir uns bei jeder Linie, die wir ausbauen, fragen, ob das auch finanzierbar ist, denn der Landkreis muss jedes Jahr ein millionenschweres Defizit gegenüber dem MVV ausgleichen.

Du sitzt jetzt schon seit 17 Jahren im Kreistag. Gibt es da etwas, wo du dich besonders für Finsing einsetzen konntest?

Was mich persönlich besonders freut, ist die Entwicklung für das neue Baugebiet in Eicherloh. Im Kreistag musste beschlossen werden, die Fläche aus dem bestehenden Landschaftsschutzgebiet zu nehmen, ein
langwieriger Prozess in meinem Ausschuss mit einigen Hürden. Und doch ist es mir gelungen, mit klaren Argumenten auch zögerliche Ratskollegen von der Sinnhaftigkeit des Baugebietes zu überzeugen. Einfach gut, wenn eine Gemeindebürgerin im Gremium direkt aus der Perspektive vor Ort berichten kann. Schließlich haben wir im Gemeinderat dieses Projekt schon seit rund 20 Jahren verfolgt – jetzt endlich kann es umgesetzt werden.

Es ist also schon gut, wenn wir eine Vertretung im Kreistag haben. Wirst du denn wieder kandidieren?

Ja, denn Kreisrätin sein, ist für mich ein ganz wichtiges Ehrenamt für Finsing. Und, weil alle Gemeinden
am liebsten direkt vertreten sein und mindestens einen der 60 Ratssitze ergattern möchten, muss der Stimmzettel zwangsläufig so groß sein. Die Aufgabe für die Wählerinnen und Wähler besteht darin, die Personen, die für die eigene Kommune von Bedeutung sein könnten, anzukreuzen. Die
Herausforderung ist nur die Handhabung mit dem Wahlzettel, aber auch das sollte zu schaffen sein.

Wir werden das hinkriegen und bedanken uns herzlich für deine Ausführungen

Über den Autor

Karola Eibl editor